Die Klasse 1b hat sich während der Projektwoche vor den Herbstferien 2023 dem Thema „Sagen und Legenden“ gewidmet. Nachdem Sagen gelesen, analysiert und inszeniert worden sind, haben die Schüler*innen am Ende auch kurze Sagen selber geschrieben. Eine Auswahl finden Sie hier.
Wie die Bauern den Zürichsee retteten
Eine Sage von Leevi Franz (1b)
Vor langer Zeit waren die Menschen glückliche Bauern und viele von ihnen lebten rund um den Zürichsee, weil es dort viel Wasser für die Arbeit gab. Tag für Tag liefen die Bauern die kiesigen Wege zur lebenswichtigen Wasserquelle, um ihre Eimer mit Wasser zu füllen. Als die Bauern eines schönen Sommermorgens hinunter zum See liefen, erstarrten sie fast bei dem erschütternden Anblick. Sie konnten einfach nicht glauben was sie dort erblickten: Über dem See schwebten riesige Wasserkessel, gefüllt mit klarem Wasser. «Sehet dort,» sprach der erste Bauer zu den anderen, «Jesus Maria, wo isch dänn das ganze Wasser härä?» sagte ein anderer, «S’ ganze Wasser isch weg. Dä Zürisee isch komplett leer, und s’ ganze Wasser isch i dänä grosse Kessel überem Bode.» Während sich die Bauern lange fragten, wie so etwas passieren konnte, erschien plötzlich wie aus dem Nichts eine alte Frau mit grauen Haaren und einem zerfetzten Mantel und sprach zu den Bauern: «Ich bin verantwortlich für das Geschehen hier. Ich habe das Wasser in diese Kessel gezaubert. Aber ich werde das Wasser nicht so schnell wieder hergeben», erklärte sie. «Ich bewohne seit fast 40 Jahren eine Berghütte auf dem grössten Berg der Schweiz und heute, als ich erwacht bin, hat sich plötzlich ein Teil des Bergs gelöst und die Steine haben meine ganze Hütte zerstört. Plötzlich rief ein Bauer: «Aber wänn ihr das agrichtet händ, dann sind ihr ä Häx! Mir müend sie sofort vernichte! Aber wie?» Da machte die Hexe den Bauern ein Angebot: « Ihr helft mir eine neue Hütte zu bauen und ich gebe euch das Wasser zurück und lasse euch in Ruhe.» Die Bauern fanden das einen guten Deal und machten sich sofort an die Arbeit. Nach ein paar Monaten war der Bau der Hütte vollbracht und die Bauern gingen zur Hexe: «Mir händ gmacht, was ihr händ welle und jetzt gäbet eus euses Wasser wider.» Da lachte die Hexe und sprach: «Ihr seid ja so blöd. Ich habe euch verarscht! Ihr werdet ab jetzt für mich dienen müssen – und wenn nicht, dann werde ich das Wasser ablassen, aber nicht über dem See, sondern über euren Häusern. Ihr werdet ertrinken und das ganze Land wird mir gehören!» Die Hexe dachte, dass sie die Bauern ausgetrickst hätte, doch die Bauern waren darauf vorbereitet. Sie hatten einen Teil der Steine am Berg gelöst, und sobald die Hexe sie hintergehen würde, konnten sie die Steine lösen und die Hexe würde sterben. Das nächste Mal, wenn die Hexe in ihrem Haus war, lösten die Bauern die Steine und die Hexe, starb noch in der nächsten Minute, zerdrückt von ihrem eigenen Haus. Ausserdem wussten die Bauern, dass alle Zauber der Hexe zurückgehen würden, sobald sie tot wäre, und das passierte auch. Die Kessel verschwanden und langsam schwebte das Wasser wieder in den Zürichsee und die Bauern widmeten sich wieder ihrem normalen Leben.
Rache
Eine Sage von Madlaina Gabriel (1b)
Einst lebte ein Mann in einem Dorf in den Schweizer Bergen. Heute heisst dieses Dorf Waltensburg. Dort besass er ein Haus. In seinem Leben hatte der ältere Mann viele Fehler begangen und somit viele andere Leute verärgert. Er hatte es sogar geschafft die Geister zu verärgern. Ihr Plan war es, sich an ihm zu rächen. Eines frühen Morgens krachte es laut und sehr lange. Das ganze Dorf erwachte voller Schreck und wusste nicht, was passiert war. Über dem Haus des alten Mannes sahen sie eine Wolke aus Steinstaub. Die Hütte war komplett zerstört. Zu seinem Glück war der ältere Mann, als es passierte, nicht zu Hause. Mit Hilfe anderer Leute bauten sie das Haus wieder auf. Alle dachten, dass die Geister mit ihrer Arbeit zufrieden waren und ihn jetzt in Ruhe altern liessen. Doch irgendwann rumpelte es wieder und das Haus mitsamt des Mannes wurde unter einem noch grösseren Steinschlag begraben. Unten den Überresten des Hauses fand man den Körper. Sein Kopf wurde durch einen spitzen Stein vom Körper abgetrennt. Der Rest seines Körpers lag verteilt unter den Steinen.
Grindelwald
Eine Sage von Ava Shey (1b)
Vor langer Zeit lebte eine Frau namens Ursula Grindel. Ursula lebte alleine, da ihre Familie sie nicht akzeptierte. Damals mussten die Frauen im Haus arbeiten und die Männer waren entweder Wanderer oder Bergführer, doch Ursula weigerte sich, diese Regeln zu befolgen. Sie war schon als Kind wie ein Junge und liebte es, draussen zu spielen. Als sie ihrer Familie von ihren Plänen erzählte, wurde sie rausgeschmissen. Mit 20 machte sie sich also auf den Weg. Sie wanderte jahrelang, lief über unzählige Berge und schwamm durch unzählige Seen und Flüsse, bis sie eines Tages bei einem kleinen Wald ankam. Er war wunderschön und war voller Tiere und Pflanzen. Ursula entschied sich, über Nacht dort zu schlafen, bevor sie weiterging. Sie machte es sich gemütlich in einer kleinen Höhle, aber schlief ein bisschen unsicher ein. Natürlich wusste sie nicht, dass die Nacht ihre letzte sein würde. Leider kam eine Gruppe Wölfe und frass die arme Ursula bei lebendigem Leib auf. Ein paar Monate später fanden Wanderer Ursulas Skelett. Sie fragten viele Familien, bis sie endlich Ursulas Familie fanden und das Skelett identifizieren konnten. Ursula wusste es nicht, aber sie war die Entdeckerin dieses Waldes. Deshalb wurde dieser Wald nach Ursula Grindel genannt und heisst bis heute «Grindelwald».
Die Tränen fliessen
Eine Sage von Madleine Schwarzen (1b)
Vor vielen Jahren hauste im kleinen Städtlein Plän ein fruchtbarer Riese. Tag für Tag kam er auf den Dorfplatz und trampelte alles nieder, was ihm in den Weg kam. Schon so mancher hatte versucht, ihn aufzuhalten, doch niemand konnte ihn besiegen. Bis sich eines Tages eine mutige junge Frau vornahm, dem ein Ende zu setzen. Ihr Name war Gunigunde. Zu Hause packte sie alles Nötige zusammen, machte sich auf den Weg zum Dorfplatz und wartete dort. Nur wenige Minuten später tauchte der Riese auf. Gunigunde schlich näher zu ihm heran und holte mit ihrem Schwert zum Schlag aus. Doch der Riese hatte sie bereits erblickt. Er stiess einen markerschütternden Schrei aus und begann wie wild um sich zu treten. Gunigunde wich geschickt aus und griff an. Der Kampf ging weiter bis spät in die Nacht. Sie waren inzwischen bis zur grossen Wiese neben der Stadt zurückgewichen. Nach zahllosen verfehlten Versuchen gelang es Gunigunde endlich einen Treffer zu landen. Es war nicht mehr als ein Kratzer am kleinen Zeh der Riesen. Doch dieser war sehr feinfühlig. Er sank auf seine Knie und fing an zu weinen. Tränen kullerten über seine Wangen und liefen am Boden zu einem See zusammen. Als der Riese sich wieder beruhigt hatte, stand er auf und floh in den Wald. Seitdem wurde er nie mehr gesehen. So entstand der Plänsee.
Die Regengöttin
Eine Sage von Nuria Kroetzsch Ballet (1b)
Vor sehr langer Zeit gab es eine kleine Hütte neben dem Horgner Bergweiher. Immer wenn ein kleines Mädchen vor dieser Hütte stand, öffnete sich die Tür. Die Dorfbewohner hielten sich von diesem See fern, einige sahen auch manchmal eine Hexe. Eine Schulklasse kam von sehr weit her und besuchte diesen See. Die Horgner warnten sie vor der Hexe, aber der Lehrer hörte ihnen nicht zu. Die ganze Klasse hatte Angst, ausser das Mädchen namens Brigitte, die wie eine Puppe aussah. Sie entfernte sich vom See und näherte sich der Hütte. Knarrend öffnete sich die Tür und eine dunkle Gestalt erschien. Schreiend wollte Brigitte wegrennen, aber die Gestalt war schneller und packte sie. Die anderen Kinder hörten Brigittes Schrei und rannten zum See. Einer der Jungen kam zuerst am Bergweiher an und fing an zu weinen. An der Oberfläche des Bergweihers war eine Leiche. Brigitte hatte überall rote Flecken am Hals und hatte ihre Augen weit aufgerissen. Nach diesem Vorfall traute sich niemand mehr, sich dem Bergweiher zu nähern, und alle Familien machten einen grossen Bogen um ihn. Langsam hatten die Dorfbewohner genug und entwickelten einen Plan. Sie bastelten kleine Puppen und versteckten sie vor der Hütte. Nach kurzer Zeit stand die Türe offen und ein warziges Gesicht grinste und blickte zum Vollmond hinauf. «Jemand zum Spielen?» krächzte die Hexe. Bevor die Hexe weiterreden konnte, stiess sie jemand in den Bergweiher. Da sie nicht schwimmen konnte, ertrank sie. Es bildeten sich Wolken und bald regnete es. Die Dorfbewohner waren fröhlich, denn es hatte seit Monaten nicht mehr. Seitdem verehrten sie die Hexe als Regengöttin.
Die Entstehung des Sees Kya
Eine Sage von Linnea Mäkelä (1b)
Neben einem kleinen, verlassenen Dorf in Finnland lag eine Grube. In einem noch kleineren Dorf nebenan wohnte ein Riese namens Kya. Kya trank immer Wasser aus einem grossen Glas. Doch eines Tages fiel es nach einem grossen Windstoss um. Weil das Glas aber umgekippt war, floss der ganze Inhalt in die Grube des Nachbardorfes. Seit diesem Tag ist die Grube keine Grube mehr, sondern eine schöner, kleine See.
Die Auswanderer
Eine Sage von Annina Marti (1b)
Jedes Jahr wurde in Tschappina auf dem Piz Beverin ein 1.August-Feuer gemacht. Das Feuer leuchtete orange am dunklen Sternenhimmel Eines Tages verfing sich Glut im Holz und rollte so den Berg hinunter bis in den nächsten Wald. Es gab einen Waldbrand. Dieser Waldbrand oben am Berghang vom Piz Beverin löste einen Steinschlag auf das kleine Dorf Tschappina aus. Viele Häuser stürzten ein und viele Menschen verletzten sich oder starben sogar. Die wenigen Einwohner, die überlebten, hatten Angst, dass es noch weitere Steinfluten geben könnte. So wanderten sie nach Amerika aus. Sie dachten, in Amerika sei alles besser und sie könnten einen besseren Job finden, dadurch reicher werden und stabilere Häuser bauen, sodass sie vor Steinfluten geschützt waren. Doch als sie in einer Gruppe dort angekommen waren und einige Wochen dort gelebt hatten, merkten die ehemaligen Einwohner von Tschappina, dass es nicht besser war. Es war viel zu heiss für die Schweizer und die Stadt, in der sie lebten, war lauter, grösser und heller. Sie vermissten ihre netten Nachbarn und die Geräusche der Tiere, die auf dem Bauernhof lebten. Sie wollten wieder zurück nach Graubünden, wenn möglich sogar nach Tschappina, aber sie hatten kein Geld mehr, um wieder zurückzugehen. Jeden Abend trafen sie sich, um miteinander darum zu beten, wieder zurückkehren zu dürfen. Als sie merkten, dass es nichts half, trafen sie sich sogar jeden Morgen, jeden Mittag, jeden Abend und sogar in der Nacht. Bis eines Nachts ein Katapult vorbeispazierte und sie zurück nach Tschappina katapultierte. Alle kamen heil in ihren Häusern an, die wieder standen und eingerichtet waren wie schon immer. So lebten sie glücklich weiter – wie schon viele Jahre zuvor in Tschappina.
Der Rumensee
Eine Sage von Louisa Lotto (1b)
Auf einem Fels sass ein kleines feenartiges Wesen. Traurig vergoss es unzählige Tränen. Ein Hirte, der sich verlaufen hatte, hörte das herzzerreissende Schluchzen des Wesens und folgte ihm. Misstrauisch beobachtete er das Wesen mit Abstand. Die kleine Fee hörte jedoch nicht auf zu weinen und der Hirte fasste sich ein Herz und ging zu ihr. «Kann ich Ihnen helfen?», fragte er vorsichtig, denn er wollte die Fee keinesfalls noch unglücklicher machen. Für einen kurzen Moment hörte sie auf zu weinen und begann zu erzählen. «Mein Freund, der Rumen, versprach, dass wir uns treffen würden. Er hätte schon längst hier sein müssen. Vielleicht ist ihm etwas passiert!» Die Fee begann erneut in Tränen auszubrechen und langsam bildete sich eine Pfütze um den Stein. Immer grösser wurde diese Pfütze und der Hirte konnte nichts tun ausser tatenlos zuzusehen. Verzweifelt fragte er sie: «Gibt es denn nichts, was dich aufheitern könnte? Wir könnten deinen Freund suchen.» Die arme Fee liess sich durch nichts trösten und lehnte alle Hilfe ab. Wasserfälle aus Tränen flossen ihr Gesicht hinunter und sammelten sich um den Stein. Die Pfütze war nun so gross, dass sie den ganzen Stein bedeckte und die Füsse der Fee schon im Wasser baumelten. Viele Waldwesen kamen die Fee besuchen und versuchten sie aufzuheitern, doch nichts schien zu klappen. Die Pfütze wuchs stetig weiter und war nun ein Weiher. Sie weinte eimerweise Tränen um ihren vermissten Freund Rumen. Die Jahre vergingen, doch die Fee hörte nie mit weinen auf. Sie machte keine Pausen. In der Zeit wurde der Weiher zu einem See. Alle nannten ihn Rumensee, da die Fee um ihren Freund Rumen weinte. Sie versteinerte und irgendwann überragte das Wasser sie. Nun ist sie kaum mehr zu erkennen, doch der See wächst immer weiter, denn nur bei Regen traut sie sich wieder zu weinen.
Der Munggull zwischen Horgen und Meilen
Eine Sage von Jonathan Schmid (1b)
Sechs bis sieben Mal in der Stunde fährt zwischen Horgen und Meilen eine Autofähre. Doch vor mehreren Monaten traute sich niemand mehr mit der Fähre zu fahren, denn ein Munggull herrschte über diesen Abschnitt des Zürichsees. Ein Munggull ist ein Wesen, das nur alle zwei Jahrtausende aus den Abgasen der Autofähren entsteht. Er ist etwa so gross wie zwei Autos übereinander gestapelt und sieht aus wie Schleim, den man im Spielzeugladen kaufen kann. Er legt sich so flach auf die Fähre, dass man ihn nicht sehen kann und die Autos nichts ahnend über ihn hinweg fahren. Jedes Mal wenn eine Fähre mit zwei oder mehr Autos den Zürichsee überquert, steht er auf und schubst ein Auto mitsamt Insassen und sich selbst in die Tiefe des Zürichsees. Auf dem Grund des Sees verspeist er die Lenker der Autos genüsslich und zerstört das Auto. Die Menschen stört das enorm, denn jeder, der jetzt über den See will, muss durch den Stau am Bellevue. Schliesslich entschieden sich die Bewohner des Kantons Zürich, dem Treiben des Munggull ein Ende zu setzen. Sie setzten leere Autos auf die Fähre und vier mutige Horgener versteckten sich, bewaffnet mit einem gigantischen Netz, Neoprenanzügen und Sauerstoffflaschen auf der Fähre. Als die Fähre losfuhr, erkannten sie das Monster, blieben jedoch versteckt. Sie warteten, bis sich der Munggull ein Auto schnappte und es in die Tiefe zog. Sie folgten dem Munggull, auf der Hut und immer bereit, ihn mit dem Netz zu fangen. Auf dem Grund des Sees entdeckten sie etliche Autowracks und Stofffetzen. Den Munggull erkannten sie in einer Höhle inmitten des Autofriedhofs. Die tapferen Horgener lauerten ihm auf und nahmen ihn – im Netz gefangen – ans Ufer. Dort vernichteten ihn Spezialisten mit Gas. Seither ist der Zürichsee wieder für zwei Jahrtausende befahrbar und die Zürcher müssen nicht mehr um den ganzen See herumfahren.
Die drei Teufel von Neapel
Eine Sage von Nora Amoroso (1b)
Vor vielen Jahren überwachten drei Teufel die Stadt Neapel. Die Bewohner der Stadt schufteten Tag und Nacht und fürchteten sich sehr. Begingen sie irgendeinen Fehler, wurde Neapel hat bestraft: Erdbeben und zerstörerische Gewitter erschütterten die Stadt. Diese Naturgewalten konnten nur aufhören, wenn die Bewohner die begangenen Fehler wieder ausbügelten. In Neapel wurde gemunkelt, dass die Teufel leicht auszutricksen seien. Eine schlaue Einwohnerin bot den drei Teufeln deshalb eines Tages an, ihnen eine Stadt unter der Erde zu bauen. Die drei waren begeistert und freuten sich auf noch mehr Besitz. Die Bewohner bauten in kurzer Zeit das zweite Neapel. Die Teufel wollten als Erstes die neue Stadt besuchen, doch sobald sie sich darin befanden, sperrten die Bewohner sie dort ein, bis sie starben. Die unterirdische Stadt wurde später im Krieg als Bunker verwendet.

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